Consilium Philatelicum des BDPh

Mitglied des Consilium Philatelicum

Hermann Walter Sieger

Vorname, Name                     Hermann Walter Sieger
Wohnort                                 Lorch
Lebensdaten                           1928-2019
Berufung in das CPh               1994
Ggfs. Funktionen im CPh      Stellv. Vorsitzender von 2000-2015, ab 2015 Ehrenmitglied

VITA

Schon der Urgroßvater Hermann Walter Siegers, Johann Baptist Sieger, hat Briefmarken gesammelt, wenn auch nur nebenbei. Er hat im hohen Alter außerdem in der Firma Sieger gelegentlich mitgearbeitet. Übrigens war er jener berühmt gewordene Polizist, der seinerzeit bei Gottlieb Daimler eine Haussuchung wegen vermeintlicher Falschmünzerei durchführen musste!

Der Großvater, Hermann Otto Sieger, war von Beruf Textilfachmann – er gründete in Lorch eine Gurt- und Bandweberei, aus der später eine heute noch existierende Strickwarenfabrik entstand. Hermann Otto Sieger war zeitlebens ein begeisterter Philatelist und beschäftigte sich bis ins hohe Alter mit Briefmarken.

Der eigentliche Beginn des Sieger-Briefmarkenunternehmens ist aber mit dem Namen von Hermann Ernst Sieger verbunden, der schon als Student am Technikum für Textilindustrie in Reutlingen nebenbei zur Aufbesserung seines Taschengeldes ein wenig mit Briefmarken handelte. Er hatte seinerzeit, schon im Jahre 1919, Post für die Fahrten des Zeppelin Luftschiffes LZ 120 „Bodensee“ aufgeliefert. Da er sich nicht dazu entschließen konnte, ins väterliche Textilunternehmen einzutreten, gründete er in Lorch einen Briefmarkenversand, der am 16. Dezember 1922 in das Handelsregister des Amtsgerichtes zu Welzheim eingetragen wurde.

Die damalige Firma Sieger beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Versand von Auswahlen an einen langsam, aber stetig größer werdenden Kreis von Sammlern. Der eigentliche Neuheitendienst – die Beschaffung neuerscheinender Briefmarken aller Länder der ganzen Welt – kam erst einige Jahre später dazu.

1922 wurde der „Hermann-Sieger-Preis für philatelistische Literatur“, den der Namensgeber ein Jahr zuvor gestiftet hatte, zum ersten Mal verliehen. Zu seinem Spezialgebiet, den Briefmarken Liechtensteins, veröffentlichte Hermann E. Sieger einen Spezial-Katalog, der an ein Handbuch erinnerte und die ersten Ausgaben des Fürstentums behandelte. Ebenfalls in einem Spezial-Katalog befasste er sich 1924 mit dem Marken des Deutschen Reichs. Unter dem Titel „Sieger-Berichte“ erschien 1927 die erste Ausgabe der später weit verbreiteten Firmenzeitschrift „Siegerpost“. Im selben Jahr wurde außerdem ein weiterer Grundstein des Erfolgsunternehmens gelegt, der „Sieger-Neuheiten-Dienst“.

Im Jahr 1928 wurde die bereits 1919 begonnene Verbindung zwischen Hermann E. Sieger und der Luftschifffahrt weiter gefestigt, denn Sieger wurde zum philatelistischen Berater der Luftschiffbau Zeppelin AG berufen. Dadurch wurde der Name Sieger in den 20er- und 30er-Jahren in den Köpfen der Briefmarkensammler mit den postalischen Belegen der deutschen Zeppelinfahrten unmittelbar verknüpft, denn Zeppelinbelege dieser Zeit tragen häufig die Anschrift: „Firma Hermann E. Sieger, Lorch in Württemberg“. 1930 erschien dann die erste Ausgabe des Zeppelinpost-Spezial-Katalogs, der mittlerweile schon mehr als 20-mal überarbeitet wurde. Darauf folgte ein Jahr später der erste Katalog über Flugpostmarken. Auch wenn dies sicherlich ein wichtiges Werk war, so fand doch der Katalog der „Flugpost der neuen deutschen Lufthansa“ und der österreichische Flugpost-Katalog“ größere Verbreitung und höheren Bekanntheitsgrad.

Das große Ansehen, das Hermann E. Sieger in dieser Zeit bereits genoss, ist an den Ehrungen und Ämtern zu erkennen, die ihm im Laufe seines Lebens verliehen wurden. Im Dezember 1930 ernannte ihn der Landtag in Vaduz zum Kurator des liechtensteinischen Postmuseums. Seine umfangreiche Liechtenstein-Spezialsammlung bildete dabei den Grundstock des Museumsbestands. Der Titel eines Konsuls wurde ihm im Jahr 1937 verliehen.

Auch im Dritten Reich spielte Hermann Ernst Sieger eine Führungsrolle in philatelistischen Organisationen, die bereits Hans Meyer eingehender aufgewiesen hat. Der Krieg ließ die Firma nicht ungeschoren, so dass es nach dessen Ende wieder an einen Neuanfang ging. Im Sommer 1948 begann eine weitere wichtige Zusammenarbeit. Denn für die MICHEL-Kataloge der Jahre 1949 und 1950 wurde die gesamte redaktionelle Bearbeitung in den Räumen, in denen die Firma Hermann E. Sieger in Lorch gegründet worden war, vorgenommen. Die dabei gesammelten Erfahrungen konnte das Briefmarkenhaus Sieger später in ihren Spezial-Katalogen weiterverarbeiten.

Am 1. Januar 1950 nahm die Firma Sieger ihre Arbeit wieder auf und war wieder im Versand von Auswahlen und im Neuheitendienst tätig. Seinen Neuanfang konnte Hermann Ernst Sieger jedoch nicht lange miterleben, denn bereits vier Jahre später verstarb er nach schwerer Krankheit.

Damit sind wir bei Hermann Walter Sieger, der 1994 ins Consilium berufen wurde. Schon am 1. April 1949 gründete er (geboren am 6. April 1928 in Schwäbisch-Gemünd), damals also gerade 21 Jahre alt, seine eigene Briefmarkenfirma. Er befasste sich dabei hauptsächlich mit dem Verkauf deutscher Marken. Zusätzlich arbeitete er im Redaktionsteam des Michel-Kataloges mit – ganze Kapitel des seinerzeitigen Deutschland-Katalogs stammten aus seiner Feder.

Aufgrund der Krankheit des Seniors wurden zum 1. Januar 1954 die beiden Firmen „Hermann Walter Sieger“ und „Hermann Ernst Sieger“ zusammengelegt, zumal sie ohnehin in den gleichen Büroräumen arbeiteten. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Hermann Walter Sieger die Leitung des Gesamtunternehmens, das zur damaligen Zeit eigentlich kein „Unternehmen“ mehr war, sondern eine kleine Briefmarkenfirma mit sechs Angestellten.

Im Zuge des Wirtschaftswunders, aber auch vor allem durch konsequente Werbung und Schaffung neuer Sammelmöglichkeiten auf dem Gebiet der Motive und der Thematik vergrößerte sich die Firma von Jahr zu Jahr und beschäftigte zeitweise fast 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Hermann Walter Sieger wurde am 10. November 1955 Bundesprüfer und war 1958 Gründungsmitglied des Bundes Philatelistischer Prüfer. Er gehört auch seit 1956 dem Internationalen Prüferverband AIEP an, dessen Gründungsmitglied er 1955 war und Ehrenmitglied seit 2004 ist. Apropos Mitglied: Es dürfte keinen zweiten deutschen (Berufs-)Philatelisten geben, der in derart vielen Vereinen und Verbänden Mitglied war und ist. Dies mag eine kurze auszugweise Aufzählung belegen:

Dem Berliner Philatelisten-Klub gehört er seit 1955 an, der BDPh führt ihn seit dem 7. September 1996 als Ehrenmitglied). Er bekleidete auch zahlreiche Ämter in internationalen Verbänden. So war er u.a. Vizepräsident des APHV (1995–2001); Vizepräsident der ASCAT 1988–2000 und ist Ehrenmitglied der ifsda. Ehrenmitglied ist er zudem in über 30 weiteren Vereinen, u.a. des IAPC (seit dem 20. August 1977), des Rings der Liechtensteinsammler (seit dem 1. August 1953), des Österreichischen Flugpost-Sammlervereins (seit dem 15. Dezember 1964), des Landesverbandes der Briefmarkensammler des Saarlandes e.V. (seit dem 27. Oktober 1996), des EAPC, also des Europäischen Aero-Philatelistenclubs (seit 1964), der ArGe USA (seit dem 5. Mai 1985), des Archives der Astronomie und Raumfahrt-Philatelie e.V. (seit dem 16. Juli 1994), des Landesverbandes Südwestdeutscher Briefmarkensammler-Vereine (seit dem 15. Oktober 1999).

Die Zahl seiner Mitgliedschaften hat Sieger einmal auf mehr als 50 geschätzt – die vielen Ehrenmitgliedschaften inbegriffen. Wenn das Wort von der „Ehre“ fällt, sind natürlich bei einem derart hervorgehobenen Philatelisten die Auszeichnungen auch nicht weit – und ähnlich groß an Zahl. Erlaubt sei eine lexikalische Aufführung: Kronfeld-Ehrenzeichen des VÖPhV bzw. des Österreichischen Flugpostsammlervereins (6. Mai 1967); Ehrenmedaille des BDPh (1977); FISA-Medaille in Gold (10. Juni 1971), FISA-Ehrenring (März 1979); Verdienstmedaille Otto Lilienthal (Januar 1980); Goldene Verdienstnadel des LV Südwest (22. Oktober 1987); Ehrennadel in Gold der DPhJ; Ehrennadel des APHV in Vermeil (18. April 1997); 1988 Bundesverdienstkreuz am Bande, Hans-Wagner-Medaille (22. August 1999); „Ehrenhauer“ des Landesverbandes der Berg-, Hütten- und Knappenvereine des Saarlandes (2000); Köhler-Preis (BPP, 2001); Saar-Medaille (2003); Großer Preis der deutschen Berufsphilatelie des APHV (2003); Stauffer-Medaille des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg für besondere Verdienste um das Land (November 2003); Ehrenmitglied des Consilium Philatelicum (2015).

Zur Verleihung der Ehrenmedaille des BDPh 1977 war in der damaligen „Philatelie“ zu lesen: „Im Zeichen der immer größer werdenden Zahl der Philatelisten führt er der Philatelie und damit auch dem Bund Deutscher Philatelisten e.V. durch seine großen Werbeaktionen ständig neue Mitglieder zu und ermöglicht es ihm darüber hinaus seit langem, durch ständige beachtliche Zuwendungen eine Reihe dringender Probleme einer Lösung näherzubringen.“

Und der APHV schrieb zu Siegers Ehrung 2003: „Eine herausragende Persönlichkeit der Philatelie, ein Kollege und Ratgeber, ein Mensch und auch Freund … Die Kennerschaft und Förderung der Philatelie in unzähligen Bereichen, das Interesse und die Teilnahme am Zeitgeschehen, die Vielfalt seiner Engagements, aber auch höchste Lieferqualität und solide Kalkulation seines Unternehmens zeichnen ihn als tragende und tragfähige Säule des Marktes aus.“

Bleibt nur eine Würdigung nachzutragen: 1977 wurde Hermann Walter Sieger zum Konsul ernannt, ein Titel, den auch bereits sein Vater lange Jahre führen durfte. Die Mitglieder des Consilium Philatelicum hatten seit der Mitte der 1990er-Jahre „ihren“ Konsul stets mit dabei und sie erlebten, wie er diesen Kreis mit seiner Philosophie, seiner Erfahrung, seiner großen Kenntnis und Kompetenz, aber auch mit unvergessenen Abendeinladungen zu bereichern wusste. Aber davon wird noch mehrfach die Rede sein.